Plakat: Spital
Das Katharinenspital und somit auch die Spitalbrauerei liegen heute im Herzen der Regensburger Altstadt.
Das war nicht immer so, denn bis 1810 war das gesamte nördliche Donauufer dem bayerischen Herzog unterstellt und stand somit in direkter Konkurrenz zur Freien Reichsstadt Regensburg auf der anderen Donauseite.
Das gesamte nördliche Donauufer war dem bayerischen Herzog unterstellt?
Die Ausnahme: Das Katharinenspital, das als reichsstädtischer Vorposten galt.
Die Grundstücksgrenzen der Stadt funktionierten zugleich als Landesgrenzen, so dass um das Spital - und auch das Spitalbier - ein jahrhundertelanger Streit zwischen Regensburg und dem benachbarten Bayern entbrannte.
Erst im Jahre 1810 wurde die Reichsstadt Regensburg und damit auch das Katharinenspital mit seiner Brauerei bayerisch. Jedoch sollte das Spital noch über 100 Jahre der einzige Regensburger "Stadtteil" nördlich der Donau bleiben.
Erst mit Eingemeindung des Stadtteils ("Stadtamhof") und der umliegenden Orte im Jahr 1924 rückten Spital und Brauerei auch offiziell in das Herz der Stadt Regensburg.
Die Braumeister des Spitals übten ihre Brautätigkeit ursprünglich im Mönchshabit aus, doch lassen sich schon im 14. Jahrhundert weltliche Braumeister nachweisen.
Bereits im Jahr 1238 wurde den "Spitalern"/Spitalbewohnern ein Schlaftrunk zugesichert, der aus Bier oder Wein bestehen konnte.
Ein findiger Braumeister des Spitals probierte bereits um 1400 die Herstellung von Weizenbier, noch lange bevor die übrigen Bayern auf den Geschmack des Weißbieres kamen.
"Weil Weißbier ein unnütz Getränk sei, das weder führe noch nähre, noch Kraft und Macht gebe, sondern nur zum Trinken reize," verbot man 1567 das Weißbierbrauen im ganzen bayerischen Herzogtum. Über das Geschlecht der Degenberger kam das einträgliche Weißbiermonopol zu Beginn des 17. Jahrhunderts an die bayerischen Herzöge selbst.
Die Reichssstadt Regensburg hatte seit ca. 1620 sein eigenes Weißbierhaus in der heutigen Weißbräuhausgasse, das bayerische Brauhaus für Weißbier stand vor den Toren der Stadt in Weichs.
Foto: Spital / Spitalbiergarten vor knapp 100 Jahren
Um 1271 braute man im Spital das Bier aus Gerste und Hafer, ging aber bereits im 14. Jahrhundert, zur Zeit Ludwigs des Bayern, zur alleinigen Verwendung von Gerste, Hopfen und Wasser über - so ist es aus den alten Schriften zu lesen.
Als Regensburger Brauerei ist das Spital seit dem frühen 16. Jahrhundert dem strengen Reinheitsgebot der Reichsstadt Regensburg unterworfen und somit erst ab 1810 dem Bayerischen Reinheitsgebot des Jahres 1516 verpflichtet.
In Bayern und auch im Katharinenspital braute man bis ins 18. Jahrhundert nicht das ganze Jahr über, sondern den Jahreszeiten entsprechend ein Sommer- und ein Winterbier. Je nach Brauzeit erhielt das Bier im Spital seinen Namen als Märzen, Georgs- oder Jakobsbier.
Die Akten der Spitalbrauerei reichen bis ins Mittelalter zurück und zeigen die Menge der Braugerste auf, den verwendeten Hopfen, den jährlichen Bierausstoß, die Reparaturen im Brauhaus und nicht zuletzt die Entlohnung des Braumeisters und seiner Knechte.
Der Spital-Braumeister war im Mittelalter immer für ein Jahr bestellt.
Die Oberaufsicht über das "Brauwerk" lag hingegen beim Spitalmeister, damit das Bier nicht zu dünn und nicht zu stark geriet.
Das Brauhandwerk gehörte im Mittelalter zu den angesehensten und einflussreichsten Gewerben. Die Regensburger Brauer waren seit spätestens 1230 zu einer zunftähnlichen Organisation unter obrigkeitlicher Kontrolle - dem Brauamt - zusammengeschlossen.
Ein Regensburger Vertrag des Jahres 1281, der Lichtenberger Schied, nennt die Brauer gleichberechtigt neben den Rittern, Münzern und Kaufleuten.
Selbstverständlich verehrten die Brauer einen eigenen Schutzpatron, der jedoch je nach Region unterschiedlich war. So wird der hl. Othmar mit dem Fässchen "Nimmerleer", welches für eine wundersame Biervermehrung sorgt, als Patron der Brauer dargestellt.
Für das Spital hat sich hingegen seit beinahe 800 Jahren die hl. Katharina als Patronin bewährt.
So waren die Brauer im Spital auch nicht um fromme Sprüche verlegen:
"Ein böses Weib, ein saures Bier,
behüt´s der Himmel uns dafür."
Da Bier in Bayern gefühlt seit jeher zu den Grundnahrungsmitteln zählte, konnte eine Erhöhung des Bierpreises sogar zu "Bierrevolten" führen, so zum Beispiel in den Jahren 1848 und 1866. Die Biersteuer machte eine wesentliche Staatseinnahme aus, so dass der Bierpreis in früherer Zeit obrigkeitlich festgelegt war.
Ende des 15. Jahrhunderts kostete die Maß Winterbier einen und die Maß Sommerbier zwei Pfennige. Bis 1889 war der Preis für die Maß im Spitalgarten jedoch auf 26 Pfennig geklettert und stieg im Inflationsjahr 1923 in die astronomische Höhe von 164.670 Mark.
Mitte des 19. Jahrhunderts beriet das Aufsichtsgremium des Katharinenspitals, der Spitalrat, die Verlegung und Erweiterung der Spitalbrauerei. So kaufte das Spital Im Jahre 1852 die Brauerei Bischofshof in Regensburg vom damaligen Brauhausbesitzer Gottlieb Eltele und wollte dafür 80.000 Gulden investieren. Die Genehmigung zum bereits unterschriebenen Kaufvertrag kam jedoch am Ende nicht zustande.
Stattdessen erwarb das Spital den Schambeck´schen Keller in Steinweg sowie später noch zusätzlich zur Verlagerung von Brauhaus und Wirtschaft das Strasser´schen Bräuhaus in Stadtamhof mit dem zugehörigen Sommerbierkeller in Steinweg - der heutigen Spitalgaststätte "Spitalkeller".
Die komplette Verlegung der Brauerei wurde schlussendlich nicht durchgeführt; stattdessen erfolgte auf dem heutigen Gelände ein zusätzlicher Neubau.
Foto: Spital Foto: Sandra Gresser